Zeitreise durch die Kirchenmusik
Auf eine spannende Reise durch 300 Jahre Kirchenmusikgeschichte entführten der Kirchenchor Liebfrauen und der Chor ergo cantemus! ihr Publikum beim festlichen Chorkonzert in der Liebfrauenkirche. Unter dem programmatischen Titel vom BAROCK zur MODERNE waren geistliche Chorwerke vom späten 17. bis ins frühe 21. Jahrhundert zu hören. Die instrumentale Begleitung übernahmen Orchester bzw. Band aus Musikern der Musikschule Bocholt-Isselburg-Rhede, die musikalische Leitung lag in den Händen von Kantorin Irmhild Abshoff.
Der Kirchenchor Liebfrauen begann die Reise mit der vor 1700 von Dietrich Buxtehude komponierten Kantate Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, gefolgt vom 117. Psalm von Georg Philipp Telemann, geschaffen 1758, sowie den beiden Marienmotetten Sancta Maria, mater Dei und Alma Dei creatoris von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahr 1777. Barock und Klassik erklangen sauber intoniert, stilsicher, pointiert und nicht minder kraftvoll mitreißend interpretiert. Sensible Abstimmung zwischen Chor und Orchester und klar gestufte Dynamik zeugten von intensiver Vorbereitung der ausgesuchten Werke.
Einen beherzten Zeitsprung in die Gegenwart unternahm anschließend der Chor ergo cantemus! mit der Messe der Hoffnung, die von Reimund Hess gerade erst im Vorjahr vertont wurde (deutsche Texte von Veronika Krayer) und die in Bocholt erstmals zu hören war. Eine interessante Mischung zeitgenössischer, rhythmisch-harmonisch geprägter Kompositionsstile im Einklang mit einer verständlichen Sprache voll ergreifender Emotionalität und Spiritualität verleiht dieser Messe besondere liturgische Relevanz. Hervorzuheben sind die präzise, glasklare Diktion des Chores, der auch in rasanten Passagen und bei verzwickter Harmonik sicher zu phrasieren und akzentuieren wußte, sowie gefühlvoll lyrisch-meditativ vorgetragene Solo-Intermezzi der Begleitband.
Gemeinsam beschlossen beide Chöre diese Zeitreise und trafen sich bei einer Komposition von Thomas Gabriel, Ehre sei dem Vater, aus seiner 2008 geschriebenen Vesper Adveniat lumen tuum - Dein Licht soll kommen! Hier verschmolzen die beiden Ensembles letztlich zu einem großen, homogenen Klangkörper und demonstrierten so, daß Kirchenmusik in ihrer bunten Vielfalt generations- und epochenübergreifend gelingen und erfüllen kann. Und so aus ihrer ureigenen Bestimmung heraus die ihr immanente Botschaft in die Herzen transportiert - die Botschaft von der Liebe Gottes.
Eine durchaus gewagte Programmfolge mit ungewohnt starken Kontrasten, gleichwohl spürbar Verbindendem, die vom Zuhörer sicher Offenheit einforderte, in ihrem gesamten Verlauf aber von den Liebhabern alter wie neuer geistlicher Musik gebannt verfolgt und am Ende mit reichem Applaus bedacht wurde. Die Zugabe (Psalm 27 von Thomas Gabriel aus dem genannten Opus) als Reverenz an das Publikum und je eine Rose als Dank an die Musiker sorgten für ein stimmungsvolles Konzert-Finale.
-wa-
Fotos: Peter Möllmann