Kreuzweg Liebfrauenkirche - 8. Station

8. Station: "Ecce homo - Seht, das ist der Mensch!"

(L) Ein Bild des Elends - der leidende Jesus in „Nahaufnahme“. Spuren der Folter sind deutlich zu sehen. Blutüberströmt von den Schlägen und den Wunden der Dornenkrone ist sein Gesicht; und der glasige Blick, mit dem er uns anschaut, scheint durch uns hindurchzugehen - in die Weite von Raum und Zeit. Das Leiden Jesu - einzigartig und zugleich stellvertretend für alles Leiden, das Menschen je erduldet haben und erdulden werden! Unter dem Bildnis des Leidens sind wie in Reliquiengräbern ein Stück der Dornenkrone, ein Stofffetzen des Purpurmantels, ein Teil des Hohn-Zepters eingelassen, Zeichen der Verhöhnung und des Leidens Jesu damals, Zeichen aber auch für alles Verletzende, Schlagende und höhnisch Ummäntelnde menschenverachtenden Handelns zu allen Zeiten.

(V): Der leidende Jesus will uns anrühren: Könnt ihr ermessen, welche Schmerzen ich erduldet habe? Könnt ihr mein Leiden - und darin das Leiden aller meiner Schwestern und Brüder - so nahe an euch herankommen lassen, dass es euch berührt? ...dass es euch verändert? ...dass es heilt? Oder habt ihr mein Leiden - und darin das Leiden aller meiner Schwestern und Brüder - zu einem Gegenstand kultischer Verehrung gemacht: Andachts-Gegenstände hinter Glas, die nichts mehr bewirken?! Ist Erinnerung nur Denken an das Vergangene ohne weitere Konsequenzen oder Ver-Innerlichung menschlichen Leidens mit dem Impuls zum Handeln? Leiden an sich - auch das Leiden Jesu - ist nie sinnvoll, sondern dem Sinn der Schöpfung zuwider. Nur wenn das Leid zum Impuls wird, der uns antreibt, menschlich verursachtes Leiden zu vermeiden und abzubauen, ist das Leid nicht vergeblich gewesen.

(L): „Darauf ließ er (Pilatus) Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen. Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus, führten ihn in das Prätorium, das Amtsgebäude des Statthalters und versammelten die ganze Kohorte um ihn. Sie zogen ihn aus, und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Dann flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefen: Heil dir, König der Juden! Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder weg und schlugen ihm damit auf den Kopf.“ (Mt 27, 27 - 30)
„Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, da ist der Mensch!“ (Joh 19, 5)

(V): Herr Jesus Christus, du hast Spott und Mißhandlung der Menschen ohne Gegenwehr ertragen. Steh uns bei, wenn wir Leid und Schmerzen nicht ausweichen können.

(A): Hilf uns, angesichts des namenlosen Leides so vieler Menschen nicht zu resignieren, sondern in der Kraft des Glaubens alles zu tun, damit das Leid in der Welt weniger wird und wir miteinander im Blick auf dein Leiden Kraft finden. Amen.

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