Sonntagsgruß

Liebe Leserinnen des Sonntagsgrußes, am vergangenen Dienstag habe ich erstmals, begleitet von Sr. Annemunda (Krankenseelsorge) und Frau Leopold-Schlütter (Psychologische Begleitung) aus unserem St.-Agnes-Hospital, eine Begräbnisfeier für Kinder, die vor oder im Umfeld der Geburt verstorben sind, auf dem Bocholter Friedhof geleitet. Anwesend waren insbesondere Eltern und Großeltern. Diese Feiern finden mehrmals im Jahr statt. Noch vor wenigen Jahren gab es so etwas nicht. Rechtlich existierten bis vor 2 Jahren Verstorbene mit einem Gewicht unter 500 g nicht als Person(!), konnten weder standesamtlich mit Namen eingetragen, noch regulär auf kommunalen Friedhöfen beigesetzt werden. Auch wenn auf katholischen Friedhöfen diese Beisetzungen möglich waren, geschah dies doch nicht selten in aller Stille, fast heimlich. Grundsätzlich wird über diese verstorbenen Kinder nicht gern gesprochen, weder in der Öffentlichkeit, noch im Privaten. Die Familie und auch die Freunde wissen oft nicht, wie sie mit den verwaisten Eltern umgehen sollen. Sie ducken sich weg, weil sie unsicher sind, was sie tun oder sagen könnten. Ich bin dankbar, dass zutiefst getroffene Eltern - auch von Seelsorgern und Seelsorgerinnen - nicht mehr hören müssen. "Sie sind ja noch jung, sie können noch Kinder bekommen. Die Zeit heilt alle Wunden. Sie haben jetzt einen Engel im Himmel...", sondern so begleitet werden, wenn sie dies wünschen, dass die Trauer zur Chance wird, dem Leben wieder trauen zu lernen! Ich bin dankbar für diesen Begräbnisort, weil mir immer wieder Menschen begegnet sind, die mir sagten, dass sie nicht wüssten, ob und wenn ja, wo ihr Kind begraben sei und das sie damit, auch manchmal nach vielen Jahren, überhaupt nicht umgehen könnten. Auch die kleinsten Verstorbenen müssen einen Ort auf Erden erhalten; und ihre Eltern und Angehörigen einen Ort, an dem sie traurig sein dürfen! Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Ihr Pastor Gerhard Wietholt