Sonntagsgruß

In diesen Tagen fühlen sich viele ihren verstorbenen Angehörigen, Verwandten und Freunden in besonderer Weise verbunden. In der Begleitung von Trauernden erfahre ich gar nicht so selten, dass diese ihre Verstorbenen noch gerne etwas gefragt, ihnen gesagt oder mit ihnen geklärt hätten, was der Tod aber unmöglich gemacht hat.
Einige Zeit nach dem nicht unerwarteten aber doch plötzlichen Tod meines Vaters im Jahre 2001 spürte ich mitten in der Trauer eine ähnliche Unruhe. Mir fiel auf, dass ich mich manches während unserer gemeinsamen immerhin 46 Jahre gar nicht zu fragen oder zu sagen getraut habe. Irgendwann setzte ich mich einfach hin und begann, meinem verstorbenen Vater einen Brief zu schreiben. Einmal begonnen, floss es geradezu nur so aus der Feder und je länger ich schrieb, umso mehr fühlte ich eine immer größer werdende innere Befreiung und zugleich eine immer tiefer werdende neue Verbundenheit mit ihm. Und, dass ich auf einmal für vieles in seinem Leben Verständnis bekam. Der Abschluss des Briefes war schließlich von großer Dankbarkeit geprägt.
Allerheiligen habe ich diesen an seinem Grab verbrannt, andere sollten ihn nicht lesen können. Dieses kleine Ritual hat mich sehr berührt. Seit dem ist es gut! Nach dem Tod meiner Mutter 2014 habe ich es ebenso gemacht und kann diese Art als Teil eines positiven Trauerweges sehr empfehlen.
Eines spüre ich beim Besuch des Grabes meiner Eltern übrigens immer deutlicher: sie sind nicht „weg", sondern mir nur ein paar wenige Jahre voraus.
Einen guten Weg zu den Gräbern Ihrer Lieben wünscht Ihnen
Pastor Gerhard Wietholt
Veröffentlicht: 30.10.2015



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