Impuls am Abend - Ich bleibe (2)
Als ersten Grund, weshalb sie in der Kirche bleibt hat die Schriftstellerin Birthe Mühlhoff gesagt, dass die weltweite Verbindung im Gebet und des gegenseitigen Willkommens für sie in der Zeit der Globalisierung wichtig ist.Der zweite Grund, nicht aus der Kirche auszutreten, hat mit dem Verhältnis von Männern und Frauen in der Kirche zu tun. Sie sieht den nach wie vor gewaltigen Unterschied, den die Kirche macht. Sie erwähnt, dass bei den Grünen, bei denen sie auch Mitglied ist, seit der Gründung alle Mandate und Parteiämter paritätisch besetzt werden. Das hält sie in der Politik für notwendig, sinnvoll und sachdienlich. Für die Kirche sieht sie das nicht zwangsläufig genauso, obwohl sie die Diskriminierung stört.
Sie kann sich durchaus vorstellen, dass Frauen die Priesterweihe empfangen und die Gründe, die dagegen vorgebracht werden, überzeugen sie nicht. Dennoch äußert sie Bedenken. Sie sieht in der Vehemenz, mit der die Gleichstellungsforderungen vorgetragen werden, die Gefahr, dass aus dem Blick gerät, worum es bei der Aufgabe des Priesters überhaupt geht. Im Namen des Feminismus, für den sie einstehen will, verwehrt sie sich dagegen, bestenfalls reine Symbolpolitik oder eine Spielart deutscher Obrigkeitshörigkeit zu sein.
Sie hält es für möglich, dass bestimmte Verlautbarungen der Kirche anders klängen und es weniger Klüngelei gäbe, wenn Frauen besser eingebunden wären. Ein Grund, aus der Kirche auszutreten, ist es für sie nicht. Ich möchte zwei Aussagen von Birthe Mühlhoff kommentieren.
Ich finde es sehr richtig, dass sie vor reiner Symbolpolitik bei der Gleichstellung der Frauen warnt. Ich halte eine Weihe für Frauen für möglich. Es scheinen keine ernst zu nehmenden theologischen Argumente dagegen zu sprechen. Eine Priesterweihe sollte aber keine isolierte Maßnahme sein und als Alibi dienen. Die Kirche muss insgesamt weiblicher werden und Frauen nicht zwingen, ihr Frausein aufzugeben und sich den männlichen Regeln anzupassen.
Die Autorin spricht davon, dass im Blick bleiben muss, worin die Aufgabe des Priesters besteht. Eine Klärung ist dringend erforderlich. Wohin ein klerikal überhöhtes, traditionelles Priesterbild führen kann, zeigt der Missbrauchsskandal. Ich sehe im Moment zwei Initiativen, die sich mit dem Priesterbild befassen.
Da ist der synodale Weg, den die deutsche Kirche zur Zeit versucht. Dort wird in einem von vier Foren gefragt, wie die Existenz des Priesters und das priesterliche Amt in Zukunft aussehen. (In einem weiteren Forum geht es um „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“.) Bei der Frage um die Lebensform und den Dienst des Priesters werden die Tradition, aber auch die veränderten, heutigen Rahmenbedingungen angeschaut. Es wird auch diskutiert, ob der Zölibat zum Zeugnis des Priesters gehören muss.
Am 12.4.21 wurde bekannt, dass der Vatikan vom 17. – 19.2.2022 eine internationale Tagung zur Theologie des Priestertums veranstalten will. Das Symposion richtet sich vornehmlich an die Bischöfe. Es ist zu begrüßen, dass Bischöfe und Kardinäle sich mit der Theologie des Priestertums beschäftigen. Ich habe aber – hoffentlich unberechtigt – den Verdacht, dass die Bischöfe auf eine traditionelle, klerikale Linie eingeschworen werden sollen und alle Überlegungen in Deutschland und in anderen Ländern über die priesterliche Existenz und erst recht über das Priestertum der Frau zurückgewiesen werden sollen.
Ich hoffe, dass viele Christen in das „Ich bleibe“ trotzdem von Birthe Mühlhoff engagiert einstimmen,
Ihr Hans Döink