Impuls am Abend - Ein anderer Blickwinkel

Für die Bebilderung der Artikel in unseren jeweiligen Pfarrbriefen sind die Initiatoren immer auf der Suche nach passenden Fotos, die sie möglichst aus eigenem Fundus mit eigenen Hobbyfotografen speisen. Das ist nicht nur hinsichtlich der Bildrechte unproblematischer, sondern schafft auch themenspezifische und in der Regel lokale Bezüge.
 
Für einen Artikel im kommenden Pfingst-Pfarrbrief bedurfte es einiger Foto-Illustrationen der so genannten „Stolpersteine“, die auf den Bocholter Bürgersteigen zu entdecken sind.
 
Die messingfarben-schimmernden Steine wurden in Bocholt seit 2007 überall dort verlegt, wo in der Vergangenheit Menschen jüdischen Glaubens in den jeweiligen Häusern gewohnt haben. Die in dem Pfarrbrief genannten Straßen galt es also entlang zu gehen und geeignet abzulichten. Sie können sich vorstellen, dass der Hobbyfotograf so manchen Kniefall absolvieren musste, um die Stolpersteine fototechnisch „in Szene zu setzen“...
Bei dem Gang durch die Straßen wurden einige Passanten auch aufmerksam auf diese Inszenierung und vor allem auf den knienden Fotografen. Selbstverständlich kam es dann zu Nachfragen und auch zu weiterführenden Gesprächen.
 
Bei der ersten Begegnung glaubten die Betrachter zunächst, dass sie Erste-Hilfe leisten müssten, da sie einen gestürzten Passanten vermuteten. Als sie die jedoch die Kamera entdeckten, fragten sie erstaunt, was es zu fotografieren gebe. Nach einer kurzen Erläuterung gab es dann die Erkenntnis, dass diese Steine noch nie von diesen Spaziergängern bemerkt worden waren.
 
Bei der nächsten Begegnung wurde ein junger Mann aus seinem Einkaufstempo gerissen und ließ sich ebenso auf die Verlangsamung und eine kurze Erklärung ein. Er bedankte sich für den informativen Input und ging weiter.
 
Der Fotograf lieh sich beim Foto-Spaziergang bei einem Orthopädie-Schuhmachermeister ein paar Schuhe, damit er diese perspektivisch ins Foto bringen konnte. Weitere persönliche Begegnungen folgten auf dem weiteren Weg.
 
Was bleiben könnte ist in jedem Fall ein neuer oder auch bewusster Blickwinkel und das hoffentlich nicht nur für den Fotografen...
 
 
Georg Borgers