Impuls am Abend - Spurensuche...

Obwohl Bocholt fast drei Jahre lang zu Frankreich gehörte (Januar 1811 bis November 1813), hat der Kaiser der Franzosen in dieser Stadt wohl keine direkten Spuren hinterlassen.
Nicht einmal eine Straße ist nach ihm benannt, nach Napoleon Bonaparte, der heute vor 200 Jahren in seinem Exil auf der Insel St. Helena im Alter von 51 Jahren an Krebs gestorben ist.
Vielleicht war es die Idee, Straßen mit Hausnummern zu versehen; eine Gewohnheit aus Paris, die seine Soldaten in eroberten Gebieten damals verbreitet haben. Mag sein, dass es seit damals auch Hausnummern in Bocholt gibt.
 
Aber ein paar indirekte Spuren gibt es schon:
Ich glaube nicht, dass es ohne Napoleon eine Blücher-, eine Yorck-, Körner-, Gneisenau-, Scharnhorst-, Schill- oder Lützowstraße in Bocholt geben würde. Straßen, die nach Männern benannt wurden, die gegen Napoleons Herrschaft als Militärs, Schriftsteller und Politiker gekämpft haben. Und solche Straßen findet man nicht nur hier...
 
Bis heute scheiden sich an dieser Person die Geister. Nicht nur in seiner Heimat Frankreich gehen die Meinungen über den bekanntesten Korsen der Geschichte weit auseinander.
Die einen sehen in ihm ein militärisches und politisches Genie, die anderen einen rücksichtslosen Eroberer und Alleinherrscher, der  unzähliges Leid über die damalige Welt gebracht hat. Und der Ort seiner letzten Niederlage - Waterloo - ist ein Synonym für eine Katastrophe geworden.
Er wird verehrt und auch gehasst – bis heute. Ich bin sehr gespannt, wie sein Todestag heute in unserem Nachbarland begangen wird.
 
Aber dass sein Wirken bis heute Spuren hinterlassen hat, steht außer Zweifel.
Das bringt mich zu der Frage: Wer oder was hat eigentlich Spuren in meinem Leben hinterlassen? Oder hinterlässt sie gerade?
Ganz direkt und auch spürbar oder eher indirekt wie die erwähnten Straßenschilder, die nur gelegentlich in meinen Blick geraten.
Für welche Spuren bin ich – immer noch – dankbar?
Welche würde ich am liebsten aus meinem Leben löschen?
Und welche verstehe ich gar nicht?
 
Ebenso gilt ja aber auch, dass jeder Mensch auch Spuren bei anderen hinterlässt.
Mir gefällt zwar der Gedanke „Für die Welt bist du nur ein Mensch, aber vielleicht bist du für einen Menschen die ganze Welt!“, aber gleichzeitig erschrickt er mich wegen der Verantwortung, die er mit sich bringt.
 
Da sind mir die gegenseitigen Spuren doch lieber.
Und ganz sicher sind da auch Gottes Spuren darunter…
 
Bon soir, Mesdames et Messieurs!
 
Klaus Brücks, Pastoralreferent
 
Veröffentlicht: 05.05.2021



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