Impuls am Abend - Mauern

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ So im Juni 1961 die Äußerung des damaligen DDR-Staats- und SED-Parteischefs Walter Ulbricht. Dieser Ausspruch, politisch und geschichtlich eine eindeutige Lüge, ist als geflügeltes Wort in die Geschichte eingegangen. Es kennzeichnet das Vorhaben des Mauerbaus. Am 13. August 1961, heute vor 60 Jahren, wurde mit dem Bau der Mauer begonnen. Eine massive innerdeutsche Grenze, als Mauer mitten durch die Großstadt Berlin.
 
Mit einem Ausspruch, der ebenfalls in die Geschichte eingegangen ist, wurde das Ende der Mauer und innerdeutschen Grenze eingeleitet. Auf die Nachfrage eines Journalisten, wann die neue Regelung zu Privatreisen und Ausreisen aus der DDR in die BRD (die Möglichkeit dazu an jedem Grenzübergang) in Kraft treten werde, sagte am 9. November 1989 Günter Schabowski, Sekretär des ZK der SED für Informationswesen: „Das tritt nach meiner Kenntnis … das ist sofort, unverzüglich.“ Am Abend des 9. November 1989 war die Mauer gefallen. Ich habe die Bilder darüber im Fernsehen noch lebendig vor Augen.
 
Heute hat es viele Gedenkveranstaltungen an die Errichtung der Mauer und den Fall gegeben. Auch wurde vieler Menschen gedacht, die beim Versuch des Grenzübertritts an der Mauer (innerdeutschen Grenze) zu Tode kamen. – Es bleibt nach wie vor Dankbarkeit, dass mit dem Mauerfall die Wiedervereinigung ein Stück mehr Wirklichkeit wurde.
 
Doch bis heute gibt es Mauern in der Welt: Die Mauer zwischen USA und Mexiko, zwischen Israel und Palästina, die Grenze zwischen Nordzypern und Zypern, zwischen Nord- und Südkorea, Stacheldrahtzäume und Grenzanlagen an der Außengrenze der EU. Aus unterschiedlichen Beweggründen gebaut sind sie alle menschenverachtend, irritierend und verstörend. Und neben diesen sichtbar gebauten Mauern gibt es eine endlose Zahl an Mauern in den Köpfen der Menschen.
 
„Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ heißt es in Psalm 18. Dieses Wort gibt mir Hoffnung, dass die Vision, dass noch mehr zu Unrecht vorhandene Mauern überwunden werden und fallen, sich verwirklichen kann, wo Menschen sich auf friedliche Verständigung, ohne Hass und Gewalt, auf ein Leben in Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit und Frieden für alle einlassen.
 
 
Ihr
Rafael van Straelen
 
Veröffentlicht: 13.08.2021



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