Adventskalender - fehlerfreundlich

Von dem großen Humanisten Philipp Melanchthon wird erzählt, dass er sich nur sehr schwer zu Entscheidungen durchringen konnte. Er hatte große Angst vor Fehlern. Diese Selbstzweifel raubten ihm den Schlaf und verursachten Magengeschwüre. Martin Luther schrieb ihm 1521 in einem Brief: „Lieber Freund, du kannst nicht leben, ohne Fehler zu machen. Hab keine Angst vor falschen Entscheidungen, wage das Leben – kurz: „Sündige tapfer!“ Das scheint eine Provokation zu sein.

Aber Luther fügt hinzu: „Vertraue noch tapferer.“

Das ist eine Ermutigung zum eigenen Weg, mit dem Risiko des Scheiterns. Sie befreit von dem Druck, alles unbedingt richtig machen zu müssen.

Wir Menschen sind (noch) nicht vollkommen. Wir sind verletzlich, wankelmütig und machen Fehler, gehen Umwege. Das darf auch sein. Bei vielen Heiligen ist das auch so. Wichtig ist, dass wir darüber nicht mutlos werden und verzweifeln, sondern darauf vertrauen, dass wir vor Gott und auch vor den Menschen noch wertvoll sind – unabhängig davon, was wir leisten und können oder nicht können.

Ein solches Vertrauen befreit uns vom ständigen Kreisen um uns selbst und schenkt uns Freiheit.

Wir können das Leben wagen.


Hans Döink
Veröffentlicht: 08.12.2021



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