Sonntagsgruß

Liebe Leser und Leserinnen,

„Geht es hier zur Impfung?“ Diese Frage habe ich am vergangenen Samstag oft gehört. Und zwar mitten in Osnabrück, direkt zwischen Weihnachtsmarkt und Dom. Als freiwillige Helferin habe ich eine Impfaktion unterstützt, bei der in Kooperation des Bistums Osnabrück, des Caritasverbands und einer Arztpraxis Menschen eine Impfung gegen das Covid-19 erhalten haben.
1.700 ganz unterschiedliche Menschen waren das. Menschen, die neben den Einkäufen vom Wochenmarkt ganz spontan die Impfung mitnahmen, alte Menschen, die sich über ein barrierefreies Angebot in der Nähe freuten, junge Menschen, die von der Aktion im Internet gelesen haben und direkt noch Freund*innen mitbrachten. Ein geduldiges Einreihen in die Warteschlange, kein Gerangel oder Gemeckere, Gespräche entwickelten sich, es wurde viel gelacht. Alle waren froh und dankbar, unkompliziert geimpft werden zu können.
Ich selbst bin medizinische Laiin, habe keine Spritzen gesetzt. Meine Aufgabe war, Menschen zu begrüßen und erste Fragen zum Ablauf zu beantworten. Geimpft haben andere. Jeder und jede trug bei, was er oder sie konnte.

Noch Tage später geht mir die Erfahrung nach: Kirche, und ich als Teil davon, ist hier mitten unter den Menschen, mit dem, was diese Menschen gerade brauchen.

Papst Franziskus spricht davon, dass Kirche wie ein Feldlazarett sein soll. Flexibel, mobil, dort, wo sie gebraucht wird. Ein Ort, an dem Menschen etwas für ihre seelische und körperliche Gesundheit erhalten. Diesem Anspruch wird die Kirche nicht immer gerecht. Aber die Impfaktion am Dom hat mir diesen Auftrag noch mal sehr lebendig vor Augen geführt: auch mal auf unkonventionellen Wegen das tun, was jetzt und hier das Notwendige ist, so wie es jeder und jede von uns gerade zu tun vermag.

Ihnen und Euch einen segensreichen dritten Advent,

Sonja Stratmann