Impuls Fastenkalender - Trau dich!

Nike ist fünf Jahre alt und ich kenne sie eigentlich nur mit „Eddi“ auf dem Arm. Eddi ist ihr Stoffbär, den sie zur Geburt als Geschenk erhalten hat. Seitdem ist er ihr treuer Begleiter und ihr Mutmacher. Ohne Eddi hat sie sich lange nicht in die Kita getraut, wo sie ein eher schüchternes Kind ist, und im dunklen Zimmer schlafen, das ging ohne Eddi gar nicht. Eddi hat ihr Sicherheit gegeben.

Vor ein paar Tagen stand Nike vor mir, schaut mich mit großen Augen an, und hält mir Eddi entgegen. „Du kannst ihn nehmen. Du kannst Eddi einem Kind geben, dass ihn jetzt braucht, weil es Angst hat.“

Sie hat wohl doch mehr von dem Gespräch zwischen ihrer Mutter und mir mitbekommen, als wir dachten. In diesem Gespräch habe ich von zwei Müttern und ihren Kindern berichtet, die ich getroffen habe. Sie sind vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet. So dankbar sie um die Sicherheit in Deutschland sind, so verunsichert, ängstlich und eingeschüchtert sind sie auch - besonders die Kinder.

Ein bisschen ratlos und planlos stehen wir beiden erwachsenen Frauen da und wissen nicht, was wir tun können. Bis uns Nike zeigt, wie es geht: mit einem tiefen Verständnis und Einfühlungsvermögen erkennt sie, was zumindest schon mal einem Kind helfen könnte: ihr Eddi, der ihr schon so oft Sicherheit und Trost gegeben hat. Es muss für Nike eine Überwindung sein, das Stofftier abzugeben. Sie traut sich ganz schön was, um einem anderen Kind zu helfen.

Nike rührt mich zu Tränen. Und treibt auch mich an, mich auf das zu besinnen, wovon ich sonst so gerne erzähle: Durch aktives Handeln und gelebte Nächstenliebe Gott in dieser Welt eine Chance geben, etwas Gutes zu wirken – durch uns.

Gott hat nicht gesagt, dass das immer einfach wird. Im Gegenteil. Das heißt, mutig zu sein, neue Wege zu betreten, meine Komfortzone zu verlassen. - Traue ich mich?


Sonja Stratmann