Chorprojekt Liebfrauen November 2023

Chorprojekt "Requiem" von Maurice Duruflé

In einem Konzert am 12. November wird an der Liebfrauenkirche das Requiem des französischen Komponisten Maurice Duruflé (1902-1986) im Rahmen eines Chorprojekts aufgeführt. Das Werk stellt neben dem Requiem von Gabriel Fauré einen weiteren Meilenstein der Requiemvertonungen dar und erfreut sich im internationalen Konzertbetrieb großer Beliebtheit, vor allem aufgrund der einzigartigen impressionistischen Tonsprache des Komponisten Maurice Duruflé. Das Projekt ist offen für alle engagierten Chorsängerinnen und Chorsänger, die in diese Klangwelt eintauchen möchten. Geringfügige Chorerfahrung, eine chortaugliche Singstimme, sowie die Bereitschaft, sich mit der modernen Klangästhetik zu befassen sind erforderlich. Die Proben beginnen unmittelbar nach den Sommerferien. Interessentinnen und Interessenten melden sich bitte bei Chorleiter Philipp Hövelmann (hoevelmann@liebfrauen.de), oder im Pfarrbüro Liebfrauen.


Zum Komponisten

Geboren 1902 in Louviers in der Normandie, wurde Maurice Duruflé bereits 1912 Chorsänger an der Kathedrale von Rouen. In dieser Zeit erhielt er von Jules Haelling Unterricht in Klavier, Orgel und Harmonielehre. Haelling war Schüler Alexandre Guilmants – somit steht Duruflé in direkter Tradition der französischen Orgeltradition. Im Alter von 17 Jahren zog er nach Paris und erhielt Orgelunterricht bei Charles Tournemire an der Basilika St. Clotilde. 1920 begann er sein Studium am Conservatoire de Paris. Er war ein sehr erfolgreicher Student, was durch seine zahlreichen ersten Preise in verschiedenen Fächern belegt ist. 1927 wurde er Assistent von Louis Vierne an Notre-Dame, 1929 Titularorganist an St. Etiénne-du-Mont. 1943 erfolgte die Berufung als Professor für Harmonielehre am Pariser Conservatoire. Zu seinen Schülern gehörten Pierre Cochereau, Jean Guillou und Marie-Claire Alain. 1975 erlitt er bei einem Autounfall zahlreiche Verletzungen, an deren Spätfolgen er 1986 im Alter von 84 Jahren starb.

Duruflés Kompositionsstil ist von verschiedenen Einflüssen geprägt. Zum einen nimmt der gregorianische Choral, den er in seiner Jugend als Chorsänger an der Kathedrale in Rouen erlebt hatte einen prominenten Platz ein. Zum anderen finden sich impressionistische Einflüsse der französischen Schule des frühen 20. Jahrhunderts, vor allem durch seiner Lehrer Charles Tournemire und Paul Dukas. Dazu kommt Duruflés tiefe, vom französischen Katholizismus geprägte Spiritualität, die einen großen Einfluss auf sein kompositorisches Schaffen hatte.

Duruflé war sehr perfektionistisch. Das zeigt sich zum einen in der vergleichsweise geringen Anzahl seiner Kompositionen (Sein Werkkatalog umfasst gerade einmal 14 Einträge) – zum anderen neigte er dazu, seine Werke auch nach der Veröffentlichung noch weiter zu verändern, was dazu führt, dass es von vielen Werken verschiedene Fassungen gibt.


Zur Klangsprache Duruflés

Die französische Organistentradition lässt sich grob in zwei Strömungen aufteilen: eine, die sich aus der Praxis der katholischen Liturgie entwickelte (mit den prominentesten Vertretern César Franck und Charles Tournemire), und eine andere, die etwa zeitgleich aus dem Konzertbetrieb entstand - deren prominenteste Vertreter waren vor allem Charles-Marie Widor und Louis Vierne. Maurice Duruflé steht vornehmlich in direkter Tradition der "liturgischen" Strömung. Seine Musik ist durchzogen vom gregorianischen Choral, und die meisten seiner Kompositionen sind Orgelwerke und geistliche Chormusik. Außerdem ist seine gesamte Tonsprache harmonisch im Bereich der Kirchentonalität verortet, im Gegensatz zur klassischen Dur-Moll-Harmonik seiner Zeitgenossen.


Zum Werk

Das Requiem entstand ab 1941 als Auftragswerk des französischen Vichy-Regimes, wurde aber erst nach Kriegsende fertiggestellt und an Allerheiligen 1947 uraufgeführt. In seiner Anlage ähnelt es der Vertonung von Gabriel Fauré, welche Duruflé sehr schätzte. Der Aufbau zeichnet sich dadurch aus, dass die Sequenz "Dies irae" (Tag des Zorns) der Totenmesse nahezu komplett fehlt – lediglich der Schluss der Sequenz, das "Pie Jesu" (Gütiger Herr Jesus) ist Teil der Vertonung. Stattdessen sind die Texte "Libera me" (Befreie mich, Herr, vom ewigen Tod) und "In Paradisum" (Zum Paradies mögen Engel dich geleiten) aus den Exsequien der katholischen Begräbnisfeier Teil dieses Requiems. Durch das Fehlen der Sequenz erhält das Requiem einen wesentlich versöhnlicheren und kontemplativeren Charakter als andere bekannte Vertonungen wie z.B. diejenigen von Wolfgang Amadeus Mozart oder Giuseppe Verdi.

In jedem Satz taucht der gregorianische Choral der jeweiligen Liturgie auf und dient als fundament-bildendes thematisches Material. Jedoch erscheint der Choral nie "klassisch" als einstimmiger Gesang, sondern wird von Duruflé immer in eine größere musikalische Form eingebettet. Duruflé selbst schreibt hierzu:

"Das [...] Requiem basiert gänzlich auf Themen der gregorianischen Totenmesse. Manchmal habe ich den exakten Notentext übernommen, wobei die Orchesterpartie nur unterstützt oder kommentiert, an anderen Stellen diente er mir lediglich als Anregung [...] Im allgemeinen war ich bestrebt, meine Komposition ganz und gar von dem besonderen Stil der gregorianischen Themen durchdringen zu lassen."

Zum kontemplativen Charakter des Werkes trägt ebenfalls bei, dass das Werk trotz mehrerer dramatischer Höhepunkte nie im aufregenden Gestus verbleibt – hingegen werden alle Teile des Werkes zu einem sehr ruhigen Ende geführt, manchmal auch bis ins Unhörbare hinein.


Aktualisiert am 11.05.2023



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