Sonntagsgruß

"Hier wohnte und arbeitete Rose Elise Dreyer, Jg.1895, deportiert 1943, ermordet in Auschwitz"
Wie oft bin ich über diese Worte gestolpert. Sie stehen auf einem sogenannten "Stolperstein", der auf dem Gehweg zu meiner Hochschule in Paderborn lag.
Ein Stolperstein: Das ist ein kleiner Pflasterstein, oben drauf eine glänzende Messingplatte mit einer Inschrift. Er liegt vor Häusern, in denen Menschen lebten, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden.
Der Künstler Gunter Demning verlegt die Steine. Auch hier in Bocholt sind sie zu finden. An Rose Elise Dreyers Stolperstein bin ich oft mit den Augen hängen geblieben.
Genau darum geht`s: Ich soll stolpern, die Inschrift lesen und mich daran erinnern, dass hier jemand zu Hause war, der in der Nazi-Diktatur brutal ermordet worden ist.
"Hüte dich nur und bewahre deine Seele gut, dass du nichts vergisst, was deine Augen gesehen haben, und dass es nicht aus deinem Herzen kommt dein ganzes Leben lang" (Dtn. 4,9). In den Büchern Mose ist dieser Appell oft zu hören: Erinnere dich, um nicht zu vergessen. Gott will, dass sich die Menschen erinnern, damit sie nicht das gleiche Unheil anrichten, wie ihre Vorfahren.
Wer sich erinnert, bekommt einen klaren Blick für die Gegenwart. Wer sich erinnert, kann aufmerksam sein für die Zeichen unserer Zeit. Und mich leiten die Zeichen unserer Zeit dazu, deutlich zu sagen: Nie wieder.
Nie wieder Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsradikalismus in diesem Land. Besonders am 27.01., dem internationalen Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus sage ich: Nie wieder ist jetzt.
Ihre Sonja Stratmann
Veröffentlicht: 26.01.2024



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