Brief von Maria und Josef

Liebe Gemeinde!

Wir beide, Maria und Josef, waren auf unserer Reise in diesem Jahr bei Euch auf Herbergssuche. Kurz vor der Geburt wurde es noch einmal schwierig Herberge zu finden. In einem Anbau und in der Gesellschaft von Tieren, Ochs und Esel, konnte das Kind zur Welt kommen und Jesus ist geboren. Einige Hirten haben uns besucht und sonderbare Dinge erzählt. Nun ist etwas Ruhe eingekehrt. Für uns die Gelegenheit, Euch Menschen in Liebfrauen in Bocholt zu schreiben. Wir möchten Euch erzählen, was wir bei unserer Herbergssuche erlebt haben.

Zunächst sind wir sehr froh und dankbar, dass wir jeden Abend eine Unterkunft gefunden haben. Das ist ja nicht selbstverständlich. Tagsüber, vor allem wenn Maria sich etwas ausruhen musste von den Strapazen, konnten wir in Häuser einkehren, in denen kleine Kinder betreut werden. Für uns war es sehr schön, in so viele leuchtende und staunende Kinderaugen zu schauen. In einer Kita haben die Kinder und das Personal uns gute Wünsche mit auf den Weg gegeben. Ich, Josef, habe diese Wünsche in einer kleinen Tasche bei mir getragen. Die Kinder hatten uns zum Beispiel gewünscht, dass wir immer zu Essen und zu Trinken haben, dass wir immer einen guten Schlafplatz finden, oder viel Glück auf unserem Weg haben. Das war sehr schön. Es tut einfach gut zu wissen, dass andere Menschen an einen denken, für einen beten oder einem viel Gutes wünschen.

Überrascht und beeindruckt sind wir von den vielen Menschen, die in den Häusern und Wohnungen oder vor der Haustüre zusammenkamen, um uns aufzusuchen. Mit so viel Aufmerksamkeit hatten wir gar nicht gerechnet. Wir haben Geschichten gehört, in denen es um Menschlichkeit ging, um ein gutes Miteinander, um Vertrauen, um einander Freude bereiten. Mit dem Erzählen dieser Geschichten zeigt Ihr, worauf es im Leben ankommt und was wichtig ist für alle Menschen in der Welt.

Wir sind dankbar, dass wir durch die Besuche und Herberge bei Euch so viel an Eurem Leben haben teilhaben dürfen: Wir denken an eine Unterkunft, wo es bei dem Ehepaar und in der Familie Krankheit und viele Probleme gibt und sie nicht so recht wissen, wie der Weg in die Zukunft sein wird.

Und dann waren wir bei einer Familie mit ganz kleinen Kindern. Und kaum waren wir da, kamen noch viele andere junge Eltern mit ihren kleinen Kindern dazu, fast die ganze Nachbarschaft. Wir beide haben uns da an die Worte erinnert, die der Bote Gottes zu Maria gesagt hatte: Dass das Kind, das wir erwarten, Jesus genannt werden soll; dass es der von Gott verheißene Retter sein wird. Mit Blick auf die vielen kleinen Kinder in der Unterkunft dachten wir: Gott schenkt viel Leben. ER will, dass das Leben der Menschen weitergeht, von Generation zu Generation. Diese vielen Kinder sind Gottes Hoffnungszeichen. Gott schenkt Zukunft.

Und dann haben uns Menschen Herberge gegeben, die sehr traurig waren; sie trauerten, da gerade einige Tage zuvor ein Elternteil verstorben war. Wir haben mitbekommen, wie Menschen da waren zum Zuhören und zum Trösten. Wie schön und wie wichtig, wenn dies möglich ist. Wir hatten den Eindruck, dass unser Besuch auch etwas Trost gegeben hat.

Wir waren auch in Einrichtungen, in denen alte Menschen leben. Sie haben sich besonders gefreut und uns von ihren Kindheitserinnerungen erzählt. Für die alten Menschen waren wir "hoher Besuch", dabei sind wir nur ganz einfache Leute. Auch in der Einrichtung Hospiz haben wir eine Nacht verbringen dürfen. In diesen Einrichtungen für die alten und sterbenden Menschen haben wir viele erlebt, die sich um diese Menschen kümmern und für sie sorgen. Da muss niemand allein sein oder allein bleiben. Als wir darüber sprachen, waren wir uns einig, dass diese Gemeinschaften in den Häusern im Grunde auch eine Familie sind.

Wir haben ja nicht nur privat oder in Wohneinrichtungen Unterkunft bekommen, einmal waren wir auch in einem Geschäft, in einer Bäckerei und einmal bei einer Firma. Darüber habe ich, Josef als Zimmermann, mich besonders gefreut. Denn in der Firma arbeiten auch Zimmerleute. Die hatten uns einen sehr schönen Stall gebaut und ein wärmendes Feuer gemacht. Der Mann in dieser Herberge, es war wohl der Firmenbesitzer, hat die Menschen, die zusammengekommen waren, eingeladen – so wie seine Familie uns aufgenommen hat, andere Menschen, die in Not sind, ebenso aufzunehmen.

Liebe Gemeinde! Wir danken allen, die uns Herberge gegeben haben sehr für ihre Gastfreundschaft. Es tat gut, auch einmal eine Nacht auf dem Sofa liegend oder gar in einem richtigen Bett zu verbringen. Gastfreundschaft ist sehr wichtig. Pflegt sie und haltet sie bei in Euren Familien, in Eurem Miteinander, in Eurer Gemeinde.

Wenn unser Brief Euch erreicht, feiert Ihr das Fest der Heiligen Familie; Ihr meint damit uns, Maria, Josef und unser Kind Jesus. Wie Ihr gerade im Evangelium gehört habt, war unser Leben miteinander keine heile Familie. Jesus reißt aus, geht seine eigene Wege; in seinem Kopf sind Gedanken, die wir als Eltern nur schwer nachvollziehen können. Ja, wir sind als Familie füreinander da; aber wir wissen auch um Sorgen, Ängste und Nöte. Wir mussten uns damals der Herausforderung der Volkszählung stellen und eine weite Reise auf uns nehmen. Wir haben erlebt, dass viele Familien heute auch Herausforderungen zu meistern haben; das ist nicht einfach.

Da braucht es Kraft, Zuversicht und viel Unterstützung. Und Vertrauen in Gott. Wir beide hatten auf unserer Reise nur uns. Wir waren arm und arm dran. Wir hatten uns und unser Vertrauen in Gott. Gott hatte uns zugesagt, dass seine Kraft uns erfüllen, uns überschatten und begleiten wird. Wir haben ja Wünsche von Kindern mit auf den Weg bekommen. Wir wünschen Euch, dass Ihr ebenso Gottes Kraft empfangt. Kraft, Trost, Rückhalt, Hoffnung und frohen Mut aus dem Vertrauen in Gott.

Unser Kind Jesus ist Gottes Retter für die ganze Welt, für alle Menschen. Wir ermutigen Euch, dass Ihr Euch alle als eine Menschheitsfamilie seht. So wie Ihr uns geholfen habt, uns Herberge, Essen und Trinken gegeben habt, so sorgt auch füreinander.
Mit Jesus ist Gottes Liebe, Güte und Freundlichkeit zu uns Menschen uns ganz nahe gekommen. Leben wir dies miteinander, dann wird die ganze Welt menschlich.

Wir sagen nochmals Danke und wünschen Euch die Kraft, die Liebe und den Frieden Gottes!
Wir bleiben Euch dankbar und herzlich verbunden,

Maria & Josef mit Jesus
Veröffentlicht: 30.12.2024



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