Karnevalspredigt 2012 von Pfarrer Rafael van Straelen

Schwestern und Brüder, als euer Pastor
bitt ich euch nun einmal um euer Ohr.
Bocholt ist eine hohe Burg im Karneval.
Das sieht und hört Frau und Mann ja überall.

Seit Tagen in Sälen und Fenstern prangen
bunte Bänder, Masken und Luftschlangen.
Im Rathaus, in Kneipen und auf der Straß’
haben viele ihren karnevalistischen Spaß.

Nicht alles ist lustig und schön anzusehn;
vor dem Pfarrhaus zum Beispiel Zäune stehn,
- als Schutz eine Hochsicherheits-Barrikade -
für die Rasenfläche und die gelbe Fassade.

Ich hörte hier und da, - so trug man mir zu -
es sei Pfarrhaus und Rasen sonst im Nu
ein Ort von Müll und anderen Unratssachen,
die trunkene Leute zur Erleichterung machen.

Da lob ich lieber die Messdiener der Pfarrei,
denn auch sie sind dieses Jahr groß mit dabei.
Seit Wochen schafften sie Tag und Nacht
bis das Werk des Wagenbaus ward vollbracht.

Wie einst Noah vor der Sintflut – so fing es ja an –
so hegten auch sie des Wahnwitz kühnen Plan,
eine Arche zu bauen für Mensch und Tier;
sie hatten viel Arbeit, aber auch mächtig Pläsier.

Am Rosenmontag sind sie beim Umzug dabei,
und tragen ihren Teil zur Karnevalsfreude bei.
Denn der Ursprung des närrischen Treiben
ist niemand als den Christen zuzuschreiben.

Ich mag das bunte Treiben lustig und froh,
wenn es sich paart mit Witz und Niveau.
Und wer meint, er kann sich dem entziehn,
ist ja schnell als Spaßbremse verschrien.

Was also macht ein wahrer Gottesmann,
wenn die fünfte Jahreszeit bricht an?
Schwestern und Brüder, hier im Kirchenhaus,
die Predigt kann ja nicht einfach fallen aus.


Seit Altweiber habe ich Tage und Stunden
mich in Gedanken und Worten herum gewunden,
gegrübelt, probiert, unterwegs und daheim,
bis ich hatte die Predigt in Vers und Reim.

Die Gelegenheit von Predigt in Büttenrede
nutzt ja so mancher Amts- und Dienstkollege,
um über Schafe, Brüder wie Schwestern,
einmal so richtig kräftig abzulästern.

Doch dies ist nicht meiner Art Ansinnen
lieber will ich Gottes Wort zur Sprache bringen.
Denn die Predigt ist nun Mal der Ort,
der vorbehalten bleibt dem Gotteswort.

Und so nehm’ ich des Paulus Worte in Blick,
der Apostel wusste ja zu schreiben mit Geschick
über das, was der Glaube an Gott uns schenkt,
und wie er, Paulus, über das Christsein denkt.

Steht der Mensch jung oder alt vor einer Wahl
wird sie für jede und jeden oft zu einer Qual.
Mit Entscheidungen tut so mancher sich schwer
oft muss eine Vertagung oder ein Rat gar her.

„Ja“, „Nein“ oder gar doch ein „Vielleicht“
sich zu entscheiden, fällt Vielen nicht leicht.
Man sagt: Nicht nur für lebenswichtig große Dinge
der Mensch auch oft im Kleinen mit sich ringe.

Was anziehen? - Dass es passend sei und schick,
dass es meinem Aussehen gebe den letzten Kick,
so fragt sich doch mittlerweile Mann wie Frau.
Ich vermute, sie kennen dies sicher ganz genau.

Schon Kind und Jugend kommt nicht drum herum
zu entscheiden über Schule, Lehre oder Studium.
Im Lokal zu entscheiden Getränk und Speise;
am Wochenende - Party, daheim oder kleine Reise.

Was will ich werden? Wo zieht es mich hin?
Die Fragen gehen dem Menschen durch den Sinn.
Der Frau - Dem Mann fürs Leben sich anvertrauen
oder doch noch nach einer Alternative schauen.



Vielleicht, mal sehen oder doch irgendwann später,
mancher ist ein Entscheidungs-Vertagungs-Täter.
Ein Wischiwaschi und unentschiedenes Jein,
das wird im Leben nie hilfreich sein.

Schon Paulus wusste um der Schwierigkeiten,
die die Entscheidungen dem Mensch bereiten.
Kein Ja, kein Nein, eher ein entschiedenes Jein.
Darauf lässt der Apostel sich gar nicht ein.

In Korinth, der damals sehr großen Stadt,
hat er mit seiner Mission Erfolg gehabt.
Schnell hörten die Leute ihm gern zu
und ließen sich auch taufen noch dazu.

So bildete er eine kleine Christenherde
und hoffte, das diese groß und stärker werde.
Dass der Glaube ihnen gebe Kraft zum Tun
nach des Herren Christi Evangelium.

Ein klares JA zu Jesus und seinem Wort
war in ihnen, als Paulus ging wieder fort.
Doch kamen andere, falsche Missionare
und streuten Zweifel am Wort, das wahre.

Der Apostel ist zum Dienst in Ephesus zugegen,
und hört dort von den üblen, falschen Reden.
Paulus sieht sich gezwungen, hinzureisen
um die Korinther erneut zu unterweisen.

So ist er auf ein Wiedersehen sehr erpicht,
kann aber nicht halten, was er verspricht,
muss seinen Besuch in Korinth verschieben
und wird vom Vorwurf der Untreue getrieben.

Er sei nicht zuverlässig, sein Ja sei ein Nein;
so lautet der Vorwurf, ein Täuscher zu sein.
Das kann Paul nicht auf sich sitzen lassen,
so beginnt er diesen Brief abzufassen.

Er beteuert aufrichtig seine Lauterkeit,
die Echtheit der Worte und Gottes Wahrheit.
Er sei nicht leichtsinnig oder unentschieden,
der Dienst habe ihn woanders hin getrieben.



So erinnert er die Korinther an Gottes Treue,
die sich doch immer wieder zeige auf’s Neue.
Und Gott sei der Bürge für sein Wort an sie,
Gott, der ihm zum Dienst die Kraft verlieh.

Und dieser Gott hat sein klares JA gegeben,
mit seiner Menschwerdung und Jesu Leben.
Gott hat JA zu uns gesagt in Jesus Christ
ein JA, das ein für alle Mal gegeben ist.

Ein JA zu seiner Schöpfung, unserer Welt,
ein JA, weil Gott sein Schaffen so gefällt.
Ein JA zur Verheißung, die er hat gegeben,
damit die Menschen voller Hoffnung leben.

Christus ist nicht als Ja und Nein gekommen,
ER ist Gottes JA zum Sünder wie Frommen.
Jesus ist Gottes JA echt und in Wirklichkeit
damals wie heute und für alle Ewigkeit.

Darüber darf der Christ sich riesig freuen
und muss sein Christsein gar nicht scheuen.
Mit Gottes JA, da lässt es sich gut leben,
da kann der Mensch das Haupt erheben.

Mit Paulus sei erinnert an des Glaube Kern,
du lebst durch das JA von Gott, dem Herrn.
Und Gottes JA hat der Mensch vernommen,
als das Taufwasser ist über ihn gekommen.

Die Taufe ist das göttlich Siegelzeichen,
dass der Herr nie wird von dir weichen.
ER hat dich gesalbt, zum Christ gemacht
und Anteil geschenkt an seiner Macht.

Als ersten Anteil an das ewig, göttlich Leben
hat er seinen Geist euch ins Herz gegeben.
Dieser Geist schenkt euch Trost und Kraft;
euch Hoffnung und Zuversicht verschafft.

Dieser Geist leite euch immer neu dazu an,
klar zu sein, wenn die Entscheidung ist dran.
Euer JA ein JA, euer Nein ein Nein stets sei,
denn alles andere ist nutzlos Augenwischerei.


Das heißt nicht zu allem Ja und Amen sagen,
es gilt auch mal, bewusst ein Nein zu wagen.
Das JA zu Gott, zugleich ein Nein zur Sünde,
dies den Christen zu Gesicht gut stünde.

Das JA hat Gott zuerst zu uns gesprochen,
und mit Jesu Tod der Sünde Macht gebrochen.
Mit der Auferstehung sagt er JA zum Leben,
das er – wie dem Sohne – uns will geben.

Auf Ja und Amen kommt es in Kirche an,
Paulus hat es im Brief treffend kund getan.
Er, der Apostel, lädt Christen dazu ein,
die Stimme Gott zum Lobe zu weihn.

Ein letztes Mal wird es gleich erklingen
und erst Ostern werden wir es wieder singen.
Das Halleluja: Der schöne, frohe Festgesang.
Darum stimmt gleich kräftig alle auch mit an.

Danken wir Gott fürs JA zu Welt und Leben,
dass er durch seinen Sohn uns hat gegeben.
Sagen wir Christen JA zu Gott, dem Herrn,
denn er hat uns, seine Kinder, wirklich gern.

Es ist Zeit, mein Reden nun zu schließen,
auf dass die Worte ins Herz euch fließen.
Lasst uns nun weiter feiern in diesem Haus,
auf dass wir froh gestärkt dann gehn hinaus.

Die Predigt in Vers und Reim hab ich probiert
und als Gottes-Narr mich euch präsentiert.
Statt mit Helau, denn ich red in Gottes Namen
schließ ich - wie Paulus will – und sage: Amen.

2. Lesung vom Sonntag: 2. Korintherbrief 1, 18-22


Veröffentlicht: 19.02.2012



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