Ansprache von Herrn Heinz Lohscheller und Frau Jutta Rademacher im Namen des Fusionsausschusses

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Gäste!

miteinander

miteinander
– sind wir heute eingeladen

miteinander
– haben wir gerade Gottesdienst gefeiert

miteinander
- machen wir uns heute auf den Weg eine Gemeinschaft zu werden

miteinander
- schlagen wir heute ein neues Kapitel in der Kirchengeschichte unserer Gemeinden sowie der Stadt Bocholt auf


Nach 48 Jahren als Pfarrei Herz Jesu,
nach 70 Jahren als Pfarrei Hl. Kreuz,
nach 184 Jahren als Pfarrei St. Helena
nach 107 Jahren Pfarrei Liebfrauen und
nach beinahe 700 Jahren Geschichte der Liebfrauenkirche in Bocholt

haben sich mit dem heutigen Tag diese vier Gemeinden zu einer Gemeinde, der Pfarrgemeinde Liebfrauen zusammengeschlossen.
Schon im Sommer 1999 begann im Bistum Münster eine Strukturreform mit dem Ziel der Zusammenlegung und Zusammenarbeit von Gemeinden. Die Gründe für diese Überlegungen waren vielfältig:

- Priestermangel
- Finanzsituation des Bistums
- zurückgehende Kirchenbesucherzahlen
- zurückgehende Taufzahlen
und weniger Gläubige.

Seitdem hat sich im Bistum viel verändert und im Dekanat Bocholt kam es zur Bildung von Seelsorgeeinheiten und zu ersten Fusionen. Weitere Fusionen sind im Gespräch. In naher Zukunft wird es in Bocholt nur noch drei Großgemeinden geben.
Auch unsere Gemeinden wurden im vergangenen Jahr von der Fusionswelle erfasst.

Am 18. Oktober 2007 lud der damalige Weihbischof Prof. Dr. Franz –Peter Tebartz van Elst alle Vertreter der Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände sowie alle Hauptamtlichen der vier Gemeinden Herz Jesu, Hl, Kreuz, Liebfrauen und St. Helena zu einem Gesprächsabend über die Zukunft dieser vier Pfarreien ein. Auf Grund personeller Veränderungen müssten sich die vier Gemeinden zusammenschließen, so seine Botschaft.
Nach lebhafter Diskussion wurden an diesem Abend weitere Einzelheiten bezüglich der Fusion beschlossen:

- das Zustandekommen des Fusionsvertrages bis zum heutigen Tag
- die Bildung eines Fusionsausschusses besetzt durch je zwei Mitglieder der Kirchenvorstände und der Pfarrgemeinderäte sowie der Seelsorgerinnnen und Seelsorger aus den vier Gemeinden.

Am 8. November 2007 dann nahm der Fusionsausschuss seine Arbeit auf.
Trotz des sehr engen Zeitfensters und aller Unterschiede ist es uns gelungen, die grundlegenden Rahmenbedingungen für die Fusion vorzubereiten. Darüber wurden Sie, liebe Gemeindemitglieder, in den Gemeinden ja fortlaufend informiert.

Es ist mir ein persönliches Anliegen an dieser Stelle auf die gute Atmosphäre im Fusionsausschuss hinzuweisen. Als Vertreter der Gemeinde Herz-Jesu spürte ich bei allen Gesprächen, dass immer versucht wurde, auf Augenhöhe zu argumentieren;
unabhängig von den unterschiedlichen Interessen der vier Gemeinden. Erwähnen möchte ich ferner die forsche und weitsichtige Führung von Herrn Pfarrer Winterkamp, der sich ja auch nicht unbedingt um die neuen, zusätzlichen Aufgaben gedrängt hat. Er hat es verstanden, obwohl er unsere unterschiedlichen Anliegen ernst nahm, dass wir uns nicht in Kleinigkeiten festgebissen haben.

In unserer Arbeit im Fusionsausschuss war es uns stets ein Anliegen, Sie als Gemeindemitglieder, mit Ihren Anliegen und Bedenken ernst zu nehmen. Diese Haltung wird sich auch in den neu installierten Gremien, dem Verwaltungsrat sowie dem Pfarrgemeinderat Liebfrauen, fortsetzen.

Wir wissen, dass Fusion für alle Beteiligten ein schwieriger, ja oftmals sogar schmerzhafter Prozess bedeutet.
Wir als Mitglieder des Fusionsausschusses, gleich ob Hauptamtliche oder Ehrenamtliche, haben in den letzten Monaten die ganze Tragweite eines Fusionsprozesses (am eigenen Leib) erfahren und dabei erkannt:

- Fusion ist weit mehr als nur ein rechtlicher Akt. Fusion erfordert bei allen Beteiligten ein Umdenken in den Köpfen und ein sich Einlassen auf neue Strukturen.
- Fusion bedeutet nicht Stillstand und Verharren im Altbewährten. Fusion bedeutet dagegen Bewegung und Offenheit, über den Tellerrand zu schauen.
- Fusion bedeutet gelebte Vielfalt.

Dies meint auch Stephan Foschepoth, früherer Leiter der Fachstelle Gemeindeentwicklung und pastorale Zusammenarbeit im Generalvikariat, wenn er rückblickend auf seine Arbeit sagt: „ Die Kirche vor Ort, verstanden als der vermeintliche Garant von Heimat, Nähe, Identität oder gar Besitz, birgt die Gefahr in sich, das der Horizont klein gehalten wird. Dann kann die Zusammenlegung von Pfarrgemeinden ein ganz schwerer Weg sein. Die Kirche vor Ort hingegen verstanden als Heilszeichen für alle wird immer wieder neu die Frage stellen müssen, was hier und jetzt getan werden muss. Es gibt dann letztlich nichts Statisches. Möglicherweise finde ich gerade im ehemaligen Nachbarort die Menschen, die mit mir zusammen Dinge umsetzen, die sonst nie möglich gewesen wären.“
Die Fusion unserer vier Gemeinden geht uns alle an. Mit dem heutigen Tag sind wir alle als Gemeindemitglieder gefordert, der neuen Pfarrgemeinde Liebfrauen ein Gesicht zu geben.

Wir möchten Sie alle heute dazu ermutigen, diese neue Situation als Herausforderung anzunehmen. Zusammen können wir mit Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft gehen. Vertrauen können wir dabei auf die uns eigenen Fähigkeiten und Talente, uns gegeben als ein Geschenk Gottes, mit dem Auftrag sie zu nutzen.
Dabei zählen nicht nur die großen Fähigkeiten und Talente, auch die kleinen Begabungen erfüllen eine Gemeinschaft mit Leben.

Gemeinschaft in Gemeinde meint:

- Konsens zwischen Jung und Alt, Erfahrenen und Neuen
- miteinander reden – statt übereinander
- Position beziehen - statt nur mit dem Strom zu schwimmen
- den Mut haben miteinander neue Wege zu gehen
- den Glauben bekennen – ihn leben – ihn weitergeben

Eine zukunftsfähige Gemeinde
nutzt das Talent, nutzt die Fähigkeit, loslassen zu können,
um neuen Ideen, Räume zu öffnen.


Eine zukunftsfähige Gemeinde
versucht jahrelange Erfahrungen zu vernetzen, mit Neuem, vielleicht auch, Unbequemen, weil Unbekanntem.

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Seelsorgerinnen und Seelsorger,
uns allen wünschen wir für die Zukunft unserer Pfarrgemeinde Liebfrauen:

Entfalten wir unsere eigenen Begabungen und bringen wir sie ein.

Stellen wir uns mit unseren Talenten in den Dienst der Gemeinschaft, in den Dienst unserer Mitmenschen, in den Dienst Gottes.

Gehen wir unseren Weg mutig und miteinander und setzen wir uns, zum Wohl unserer gemeinsamen Pfarrgemeinde Liebfrauen ein.

Denn, nur so ist unsere Gemeinde zukunftsfähig – mehr als man glaubt.

Veröffentlicht: 30.03.2008



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