Powerfrau

Im Rat der Stadt Bocholt sind von den 49 Mitgliedern lediglich 15 Personen Frauen. - Ein knappes Drittel. - So ist es heute in der Lokalzeitung zu lesen. Die Frage, wie Frauen in den Ämtern und Positionen des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und eben auch kirchlichen Lebens vertreten sind, ist schon lange und immer wieder gestellt worden. Ein Dauerthema.
 
Heute erinnert die katholische Kirche an eine große Frau: Hildegard von Bingen. Sie wurde im Jahr 1098 als zehntes Kind der Adeligen Mechthild und Hildebert von Bermesheim geboren. Mit acht Jahren brachten ihre Eltern sie ins Benediktinerinnenkloster Disibodenberg zu Jutta von Sponheim. Nach deren Tod wurde Hildegard die Leiterin des Klosters. 1151 baute sie ein weiteres Kloster auf: Ruppertsberg. Auch das Kloster Eibingen übernahm sie. Körperlich war Hildegard von schwacher Statur, aber ihre Klöster leitete sie geistlich und wirtschaftlich souverän. Sie war eine viel gefragte Ratgeberin und stand im Briefwechsel mit Königen und Päpsten. Sie verstand es, den weltlichen wie kirchlichen Obrigkeiten kritisch den Spiegel vorzuhalten und ihnen ins Gewissen zu reden. Seit ihrer Kindheit erlebte sie Visionen, die sie aufgeschrieben: Sci vias – Wisse die Wege! So lautet die Schrift.
Hildegard war vielseitig begabt: Sie verfasste natur- und heilkundliche Schriften und theologische Abhandlungen. Sie dichtete geistliche Lieder und komponierte Singspiele. –
In ihren Visionen geht es immer um das Einssein und die Zusammenschau von Kosmos und Mystik, das Gleichgewicht von Aktion und Kontemplation.
1179 starb Hildegard im Kloster Ruppertsberg – am 17. September. Heute ist sie im Kloster Eibingen begraben. Hildegard verfügte über eine erstaunliche Widerstandskraft und einen starken Durchsetzungswillen. – Heute würde man sagen: Eine Powerfrau.
 
Zwei überlieferte Worte von Hildegard von Bingen:
„Weil ich keinerlei menschliche Sicherheit in mir zurück behalte, habe ich alle meine Hoffnung und mein ganzes Vertrauen einzig auf die Hilfe Gottes gesetzt.“
 
„Manchmal, nicht oft, sehe ich in diesem Licht ein anderes Licht, das mir das lebendige Licht genannt wird. Wann und wie ich es sehe, vermag ich nicht zu sagen; aber solange ich es sehe, ist alle Traurigkeit von mir genommen.“
  
Ihr
Rafael van Straelen

 
Veröffentlicht: 17.09.2020



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