Impuls am Abend - Vorlesen

Ich lese gern. Gerade im Urlaub nutze ich die freie Zeit zum Lesen. Es kann sein, dass ich einen ganzen Tag nicht anderes mache als Lesen, ganz gleich ob ein spannender Roman oder ein interessantes Sachbuch. Manchmal gibt es auch die Sequenz, dass wir – ich mache mit Freunden zusammen Urlaub – uns gegenseitig interessante oder witzige Passagen vorlesen, nach dem Motto: „Hier, hör mal!“ 

Heute ist der bundesweite Vorlesetag. Eine Aktion, die es seit 2004 gibt. Im vergangenen Jahr haben wir als Pastoralteam in den Senioreneinrichtungen und Kindertagesstätten in unserer Pfarrei den jungen und alten Menschen vorgelesen. Das hat mir viel Freude bereitet. In diesem Jahr haben wir wegen der aktuellen Situation darauf verzichtet. Eigentlich schade.

Es ist ein Unterschied, ob ich selbst lese oder jemand mir etwas vorliest. Zum Glück gibt es noch in der mancher Familie die Gepflogenheit, dass Eltern ihren Kindern, nachdem diese zu Bett gegangen sind, noch eine Geschichte vorlesen. 

Der Vorleser, so lautet ein Roman von Bernhard Schlink aus dem Jahr 1995, der längst verfilmt wurde mit David Kroos und Kate Winslet in den Hauptrollen.

Vorlesen. Das hat seinen Ort nicht nur in persönlichen, alltäglichen Leben. Vorlesen gehört auch zur Feier des Glaubens. In den Gottesdiensten wird vorgelesen aus den Heiligen Schriften: In der Synagoge aus der Thora, in der Moschee aus dem Koran, in der Kirche aus der Bibel. Das Vorlesen ist eine eigene Rolle, der Lektorendienst.

Manchmal rührt mich ein biblischer Text ganz neu an, wenn ich ihn höre, weil er ausdrucksstark und wohlklingend betont gelesen wird. 

Mein Vorschlag für heute Abend: Wenn Sie den Abend nicht allein verbringen, dann lesen Sie doch dem anderen etwas vor. Gern etwas Heiteres, das hellt die Stimmung auf in dieser dunklen Jahreszeit. 


Ihr
Rafael van Straelen