Impuls am Abend - Der weggewälzte Stein

„Das mit der Ausgangssperre zu Ostern hat noch nie funktioniert!“
Diesen Spruch und dazu das Bild eines Höhlengrabens, vor dem der Stein weggewälzt ist, habe ich vergangene Tage als Ostergruß erhalten. Vermutlich viele andere auch.

„Das mit der Ausgangssperre zu Ostern hat noch nie funktioniert!“ Dieses Wort mögen viele verstehen in Verbindung mit der aktuellen Situation, den Corona bedingten Einschränkungen. Die angedachte Idee der „Ruhetage“ zu Gründonnerstag und Karsamstag hat sich nicht umsetzen lassen. Es ist wichtig, die Kontakte einzuschränken, zu meiden, auch zu Ostern. Doch auch zu Ostern möchten Menschen sich begegnen.

„Das mit der Ausgangssperre zu Ostern hat noch nie funktioniert!“ Dieses Wort greift zurück auf das biblische Ereignis der Auferstehung Jesu. Der Tod kann Christus, diesen Jesus, nicht im Grab festhalten. Der In biblischer Zeit gab es Höhlengräber, die mit einem großen Stein verschlossen wurden. Das mit Stein verschlossene Grab ist Zeichen und Hinweis auf die Endgültigkeit des Todes, eingeschlossen im Dunkel, gefangen im Grab.

Die Frauen am Ostermorgen fragen zurecht: „Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?“ – Ich verstehe diese Frage auch im übertragenen Sinn. Es geht nicht nur darum, den schweren Stein vom Grabeingang wegzubekommen, sondern tiefergehend um die Frage: Wer kann uns aus der Verschlossenheit, Enge, Dunkelheit und Endgültigkeit des Todes befreien? – Die Frauen am Ostermorgen entdecken, dass der Stein schon weggewälzt ist vom Grabeingang. Für mich der Hinweis, dass nicht wir Menschen den Stein wegwälzen müssen, sondern dass Gott selbst in seiner machtvollen Liebe für uns den Stein weg wälzt: Er hat Jesus, den Christus, vom Tod auferweckt. Dies wird er auch an uns wirken, so die christliche Hoffnung. Das ist Ostern: Gott führt aus der Enge in die Weite, aus dem Dunkel ins Licht, aus dem Tod ins Leben.

Diese Gedanken finde ich wieder in einem Ostergebet von Hanns Dieter Hüsch, dem verstorbenen Kabarettisten vom Niederrhein (zitiert aus dem Buch: Das Schwere leicht gesagt):

Am Rande des Grabes
Du hast ihn o Herr überwunden
Für uns aus dem Weg geräumt den Stein
Du bist durch ihn hindurch gegangen
Wolle mich nicht berühren hast du gesagt
Und Maria Magdalena hat uns die Nachricht gegeben
Ich habe den Herrn gesehen
Ruhiger denn je
Gelassener denn je und freier als alle Freiheit
Alle Großzügigkeit war um ihn versammelt
Alle Liebe in ihm
Und so hat er uns verlassen
Um Tag und Nacht bei uns zu sein
Ich habe den Herrn gesehen – möchten wir sagen
Seht welch ein Mensch – so möchten wir sein
Fürchtet euch nicht – die Tür steht offen
Der Stein ist verschwunden
Wir können mit IHM in alles hinein
Aus allem heraus und durch alles hindurchgehen
Amen.

Ich wünsche Ihnen eine frohmachende und befreiende Osternacht! Frohe Ostern!

Rafael van Straelen

 
Veröffentlicht: 01.04.2021



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